Stangen

Stangen
Da sind sie zu sehen. Die zwei Bügel, die man im Laufe der Operation quer durch seinen Brustkorb bekommt.

Der Kampf mit der Krankenkasse

Seit mich ich zu einer Operation (definitiv) entschlossen habe ist folgendes pasiert:

1. Als erstes habe ich ein Gutachten eines Psychologen an die TKK geschickt. Was da so drin stand wird sich wohl jeder ungefähr denken können. Dieser Antrag wurde von der TKK abgelehnt. Begründung: "Es handelt sich hierbei offensichtlich lediglich um einen kosmetischen Eingriff". (Auch wenn ich der Meinung bin, dass selbst wenn eine Operation "nur" aus kosmetischen/psychischen Gründen erfolgt es nicht einfach als "Schönheits-OP abzustempeln ist. Es ist für mich eine deutliche Aufwertung der Lebensqualität. Nicht umsonst bin ich seit längerer Zeit (5 Jahre) bei einem Psychologen wegen der TB.
Ist eine Brustvergrößerung eine Schönheits-OP? Für mich eindeutig ja. Anders wäre das aber wenn die betreffende Frau seit beginn der Pubertät nur eine Brust hätte und gerne noch ne zweite hätte (blödes Beispiel ich weiß). Das ist keine Schönheits-OP. Da ist grundsätzlich etwas anders/falsch am Körper, was zu schweren psychischen Krankheiten führen kann.)

2. Anschließend war ich zu einem Gespräch im Klinikum Mannheim. Das von dort geschriebene Gutachten (ich habe es selbst nie gesehen) reichte der Krankenkasse offensichtlich auch nicht aus. Wobei ich dazu sagen muss dass ich mit Mannheim nicht zufrieden war... wenn das Gutachten genauso war wundert mich die Absage der KK nicht.

3. Am 29.8 war ich dann endlich mal bei Prof. Dr. Schaarschmidt in Berlin. Ich war mit seiner Behandlung sehr zufrieden. Er hat sich viel Zeit genommen und machte auf mich einen sehr kompetenten Eindruck. Laut ihm habe ich einen "recht ausgeprägten Befund". Sein Gutachten habe ich inzwischen erhalten und eine Kopie davon an die Krankenkasse geschickt und gleichzeitig Wiederspruch eingelegt. Der Fall wird jetzt nochmal geprüft. Kann aber bis zu 3 Wochen dauern. Um der KK mehr Druck zu machen habe ich zusätzlich ein Gutachten meines Hausarztes nachgeschickt, der ebenfalls zu einer Operation rät und schildert, dass er die von mir und Prof. Dr. Schaarschmidt auf Grund meiner Akte bestätigen kann.
Diese beiden Gutachten (Berlin und Hausarzt) liegen also momentan zur Prüfung bei dem MDK der TKK.

Ich habe irgendwie die Befürchtung, dass das Ergebnis dieser Prüfung wieder negativ für mich ausgeht. Und dann gibt es im Prinzip nicht mehr viele Möglichkeiten. Prof. Schaarschmidt erklärte sich zwar bereit im dringenden Fall telefonisch mit der TKK zu sprechen, aber ich weiß nicht ....

Wenn das alles nicht klappt bleibt mir eigentlich nichts mehr übrig außer mich zu verschulden (wenn ich die OP will, und das will ich).

Aber ich denke mir gleichzeitig, dass dieser Antrag nicht abgelehnt werden KANN. Denn die TKK wollte nach meinem ersten "psychologisch-bedingten" Antrag eine "Bestätigung über die medizinische Notwendigkeit". Sowohl Prof. Dr. Schaarschmidt als auch mein Hausarzt haben dies in Ihren Schreiben erklärt.
Eigentlich sollte die KK doch dann zahlen...?!?!?!?

Übrigens: Meine TB ist ca. 9,5 cm tief! Ich habe in Berlin Patienten kennegelernt, die mit weitaus weniger Trichtertiefe operiert wurden und die Kostenzusage erhalten haben.

Was haben die nur mit mir?Huch
So, dass war die ganze Geschichte. Ich hoffe jeden Tag einen positiven Bescheid von der KK zu bekommen. Was ist wenn ich diesen nicht bekomme...darüber will und kann ich gar nicht nachdenken!!!

Was passiert eigentlich wenn die Bügel wieder entfernt werden...?

...diese Frage habe ich mir VOR meiner OP im Februar 2006 sehr oft gestellt. Bleibt das Resultat auch langfristig so erhalten? Ich habe damals versucht Informationen darüber zu bekommen, fragte sowohl hier im Forum als auch in Krankenhäusern und operierende Chirurgen. Die Feedback war im Forum leider nicht so groß, die Krankenhäuser und Ärzte gaben meist an, dass sie "auch langfristig sehr gute Resultate" erzielen.

Nun will ich von meinen Erfahrungen hinsichtlich des optischen Resultats berichten (ohne auf Komplikationen und Schmerz u.Ä. einzugehen):

Die Operation war im Februar 2006. Mir wurden 2 Bügel eingesetzt. Krankenhaus war das Helios Klinikum in Berlin. Das Resultat war sofort nach der Operation sichtbar und sehr gut. Innerhalb der ersten Wochen wurde dann das tatsächliche Ergebnis sichtbar: Ich war sehr zufrieden. Bis auf die Tatsache, dass meine Brust mir aus meiner Sicht (wenn ich an mir herab sah) etwas "schief" vor kam, war der eigentliche Trichter nicht mehr zu sehen. Statt einem Trichter hatte ich eine gerade (sogar leicht nach außen gewölbte) Brust, ein geschwollenes Brustbein mit dem positiven Nebeneffekt, dass ich vor allem im Bereich des Brustkorbs wesentlich muskulöser aussah. Während der Bügeltragezeit habe ich mich das erste mal mit Krafttraining beschäftigt und dies auch mehr oder weninger regelmäßig bis heute gemacht. Ich machte das, weil ich in dem Glauben war (und bis heute noch bin), dass eine gute Muskulatur (vor allem im Brust-, Rücken-, Schulterbereich) dazu beiträgt, dass der Trichter "nicht wieder zurückkommt" wenn die Bügel mal draußen sind. Ich wollte nicht mehr auf diese tolle Brust verzichten, die mir plötzlich auch ein ganz neues Selbstbewusstsein und -wertgefühl sowie ein "neues Leben" schenkte...


Im Februar 2008 wurden die Bügel nach 2 Jahren "entfernt".
Unmittelbar nach der Operation merkte ich (natürlich habe ich im Badspiegel des Krankenhauszimmers alles akribisch untersucht), dass die Brust nicht mehr so "geschwollen" ist. Ich kann es leider nicht anders ausdrücken. Ein Trichter war nicht sichtbar, aber irgendwie hatte der Brustkorb an Volumen verloren, wirkte nicht mehr so prall.


Seit mitte dieses Jahres (Juni/Juli) bemerkte ich dann zögerlich, dass ein leichter Trichter wieder sichtbar ist. Erst dachte ich, ich bilde es mir ein. Wieviel Minuten habe ich schon damit verschwendet die Brust aus allen nur erdenklichen Winkeln vor dem Spiegel im Bad zu beobachten??? Smiley
Als ich dann mein Umfeld fragte, wurde mir bestätigt, dass sich "doch schon etwas verändert hat". Ich kann es nur schwer sagen, wie stark der Trichter wieder sichtbar ist, zumal es eh keine geeichtes und standardisiertes Messverfahren dafür gibt. Ich würde mal schätzen, dass es sich um ca. 1 - 1,5 cm an der tiefsten Stelle handelt - wobei es ein sehr flacher Trichter ist.

Ich will mich nicht beschweren auch wenn ich zugeben muss, dass mir etwas Bange bei dem Gedanken wird, dass der Tricher stärker wird. Ich bin mit dem optischen Resultat immernoch zufrieden, dass sollte ich vielleicht nochmal sagen. Auch wenn ich im Nachhinein mein "sehr gut" zu einem "gut" revidiere.

Momentan würde wahrscheinlich noch kein Außenstehender erkennen, dass mit meiner Brust was nicht stimmt. Es stimmt ja auch alles - der Trichter ist völlig okay. By the way: Mir ist in den 2 Jahren Bügeltragezeit was aufgefallen. Die meisten Männer haben einen "Trichter". Es gibt nur sehr weninge die eine wirklich gerade/flache bzw. sogar "geschwollene" Brust wie Adonis haben (wobei selbst der einen Trichter hat). Ein kleiner Trichter wirkt meiner Meinung nach optisch sogar sehr gut, weil er den linken und rechten Brustmuskel deutlisch von einander trennt....

Es ist schade, dass meine Brust nicht so geblieben ist, wie während der Bügeltragezeit - wenn man an die Entscheidungsfindung vor der OP und die Strapazen währen und nach der OP denkt.
Dennoch bin ich mir dem Ergebnis zufrieden und hoffe, dass der Trichter, der sich bei mir seither wieder gebildet hat so bleibt wie er ist und nicht mehr stärker wird und mache deshalbe schön weiterhin mein Krafttraining, in der Hoffnung, diese Leben und diesen Körper so behalten zu können, um nicht wieder Abschied von dieser Zeit nehmen zu müssen.

Wie ich das mit den Frauen sehe

Vor meiner OP hatte ich auch nicht wirklich den Eindruck, dass Mädchen meine Trichterbrust stöhrt. Es war vielmehr ein Problem, dass ich mit mir selbst hatte. Die meisten Freunde, sowohl weiblich als auch männlich, in meinem Umfeld sagten mir, sie fänden die Trichterbrust nicht schlimm.

Im Nachhinein muss ich sagen, sie hatten teils rechts, teils aber auch nicht.

Seit meiner OP - vor ca. 3,5 Jahren - gehe ich sehr oft ins Schwimmbad. Ich habe inzwischen schon einige Jungs mit Trichterbrust gesehen. Die Grenzen sind ja oft auch sehr fließend. Es ist immer die Frage, was man selbst wahrnimmt und was bzw. wie Außenstehende dich sehen.

Ich denke nicht, dass Außenstehende die Trichterbrust als Krankheit oder gar als hässlich oder eklig wahrnehmen, wie viele Betroffenen und Leidende es tun. Vielmehr betrachten sie die Trichterbrust wohl mit Neugier und empfinden dabei kein abstoßendes Gefühl. Auch denken, sie nicht wirklich darüber nach, ob der Betroffene darunter leidet. Wahrscheinlich haben Sie ein paar Sekunden danach schon wieder vergessen was sie gesehen hatten.

Trotzdem entspricht eine deformierte Brust nicht der durchschnittlichen oder gar perfekten Brust. Das kann keiner leugnen. Wenn man Außenstehenden Bilder von zwei Körpern zeigt, die sich völlig identisch sind - nur eben einmal mit Tirchterbrust und einmal ohne - dann werden sie sicherlich den Körper ohne Trichterbrust als den attraktiveren, schöneren oder ästhetischer beurteilen. Er entspricht mehr unserem Schönheitsideal und somit auch ein Stückchen der Erwartung, welche wir an einen potentiellen Partner haben.

Außerdem glaube ich immer noch ein Stück weit daran, dass Menschen bei der Partnerwahl immer noch - mehr als sie es selbst wahrnehmen - sehr instinktiv vorgehen. Beispiel: Eine Frau will beschützt werden und wählt daher instinktiv einen Mann, der dies auch kann. Sprich: er ist stark, selbstbewusst, usw. Eine Trichterbrust repräsentiert - nicht zuletzt auch wegen dem stark verbreitet herrschenden Schönheitsideal - nicht unbedingt Stärke, und die Betroffenen sind häufig (nicht immer) alles andere als selbstbewusst.

Das obige Beisppiel lässt sich mit Sicherheit nicht verallgemeiner oder gar übertragen aber ich denke, dass man versteht was ich grob damit meine.

Zu guter letzt vielleicht noch ein Satz, der alles auf den Punkt bringt:

"Eine Frau wird dir bestimmt nie sagen, dass sie deine Trichterbrust hässlich findet, **aber** sie wird dir auch nicht sagen, sie fände sie schön." (Zitat meines damaligen Zimmerkollegen während der Krankenhauszeit)

Bildergarten

Hier einige Bilder vor und nach der Operation bis heute:

Deutlich zu sehen ist auf dem ersten Bild links, die stark ausgeprägte Trichterbrust. Dieses Bild entstand kurz vor der Operation. ich war damals 22 Jahre alt.



Die mittleren Fotos der oberen zwei Bilder entstanden ca. 6 Monate nach der Operation. Ich hatte damals sehr viel abgenommen. Das rechte Bild stammt von kurz vor Weihnachten 2008.


Hier diverse Frontansichten. Allerdings fällt die Trichterbrust von vorne nicht so stark auf, wie von der Seitenansicht.

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02. Februar 2006

Die Operation der Trichterbrust war am 2. Februar 2006 im Helios Klinikum in Berlin.

Die Aufnahme ins Krankenhaus war also am 01. Februar. Angekommen auf der Station konnte ich nach kurzer Zeit mein Zimmer beziehen. Am selben Tag fanden noch ein Gespräch mit den Anästhesisten und verschiedene andere Voruntersuchungen statt. Das Einschlafen am Abend ging erstaunlicherweise recht einfach. Ich hatte im Vorfeld die Befürchtung, dass ich nach Schlaftabletten fragen muss...

Am nächsten Tag - dem Tag der OP - war ich entspannter als ich dachte. Zugegeben ich war schon sehr nervös aber irgendwie auch in gewisser Weise gelassen. Ich versuchte mich einfach nur "meinem Schicksal" (welches ich selbst gewählt hatte und wofür ich sogar einst gekämpft hatte) hinzugeben. Morgens traf ich auf dem Gang nochmal kurz den Prof., der auch mich operieren wird, und fragte in um mich abzulenken noch paar Dinge, die mir nicht ganz klar waren. Ich duschte mich anscließend noch ein letztes mal mit Trichterbrust und verbrachte dann die Zeit bis zur OP in einem der Kinderspielzimmer auf der Station. Um 11:30 - ich hatte mich grad mit Kinder-Memory beschäftigt - kam dann die Schwester und meinte das es jetzt soweit ist.

Ab dann ging eigentlich alles auch ganz schnell. Erst bekam ich den "Schnaps" dann zog ich mir die OP-Kleidung an, legte mich ins Bett und wurde rausgeschoben. Ich kann mich nicht mal mehr ganz an die Fahrt bis zur Schleuse erinnern. Das letzte an was ich mich erinneren
kann ist, wie mir der PDA gelegt wurde. Über den wird im Verlauf der Operation und auch die ersten drei Tage danach die Schmerzstillung gesteuert. Ich empfand es weder schmerzhaft noch unangenehm. Ich war zu diesem Zeitpunkt eh schon sehr benebelt und bekam nur noch die Hälfte mit - es war irgendwie das Gefühl wie wirklich sehr besoffen zu sein ohne dass einem davon schlecht oder übel wird. Ich habe dab einfach irgendwas vor mich hingestummelt und dabei noch bisschen bemerkt wie die Schwester hinter mir, den Rückenmarkskatheter langsam in meine Wirbelsäule schob. Ab dann habe ich geschlafen.

Ich weiß nicht mehr viel vom Aufwachen. Irgendwann war ich einfach da. Ich habe mich wohl sehr über den Blasenkatheter beschwert weshalb dieser dann auch schnellstmöglich entfenrt wurde. Ansonsten ging es mir relativ gut.

Am zweiten Tag wurde dann leider an Spannungspneumothorax festgestellt weshalb es mir sehr über ging. Ich kam nochmals in den OP und bekam eine Saugdrainage... Ist aber nur halb so wild. Die nächsten Tage ging es dann langsam aber sicher bergauf. Manchmal hätte ich alles verfluchen können. Hatte mich paar mal übergeben müssen und zwei starke Migräneanfälle. Auf der normalen Station wurde alles besser.

Das Schwimmen hat auch sehr gut getan. Nach 12 Tagen habe ich darauf gedrängt nach Hause zu dürfen.

Ich war zwar noch sehr fertig als ich zu Hause ankam, aber es ging von da ab stetig bergauf. Die ersten zwei Monate nach der OP war ich nicht arbeiten. Teilweise ging es mir schon sehr schlecht bzw. ich hatte recht unangenehme Schmerzen. Aber irgendwann so nach 2 Monaten war es dann plötzlich vorbei.

Inzwischen habe ich wieder mit Fitnesstudio und Laufen begonnen. Und es funktioniert sehr gut und entspannt den Körper. Es gibt sogar Momente in denen ich total vergessen habe dass ich da zwei Stahlbügel in meinem Brustkorb habe meinen Brustkorb habe.

Mein Trichter war sehr tief. Deshalb hat sich die Operation für mich gelohnt. Mit dem Ergebniss bin ich sehr zufrieden. Ich würde es nach Schulnotensystem mit einer 2+ bewerten.
Allerdings muss man schon sagen dass es während der OP, dem Aufenthalt im Krankenhaus und die ersten 2 Monate nach der OP wirklich viele Momente gab wo ich mir nicht sicher war ob es richtig war was ich gemacht habe.

Für eine abschließende Beurteilung ist es meiner Meinung nach noch zu früh. Das kann man erst machen wenn die Bügeltragezeit von 2 Jahren vorbei ist und das Ergebnis danach langfristig so bleibt.
Doch darüber will ich mir momentan keine Gedanken machen... momentan fühle ich mich wohl und freue mich auf diesen Sommer!!!